
Ich möchte gleich ohne große Umschweife zur Sache kommen. Ich war – Zeit meines Lebens – mehr Eigenbrötler als Gruppenmensch, in den Ferien und allgemein in meiner Freizeit in Büchern vertieft gewesen. Natürlich hatte auch ich meine Schulfreunde, die ich in den Ferien regelmäßig besuchte. Ich fuhr mit meinen Eltern gerne jedes Jahr zu unserem Ferienbauernhof im Sauerland und spielte mit den anderen Kindern dort, ich war sowieso sehr gerne in den deutschen Wäldern unterwegs. Das war eine schöne, unbeschwerte Zeit.
Andreas H.
Je älter ich wurde, sei es bis zum Ende der Schulzeit, oder zum Beginn meiner Berufsausbildung, wollte ich immer weniger mit Gleichaltrigen um mich herum zu tun haben. Ich hatte da immer so zwei-drei gute Bekannte oder sogar Freunde, mit denen ich mich gut verstand, aber der Großteil der Gruppen in denen ich mich befinden mußte, akzeptierte mich nicht und ich sie auch nicht, und die Gründe waren so mannigfaltig wie bedauerlich. Denn meistens waren es die Oberflächlichkeit und die materialistische Anspruchshaltung der mich umgebenden anderen Deutschen im Westen der brd, die mich abstießen.
So wie ich von Haus auf aufgezogen wurde, wußte ich, daß ich nicht wie die Anderen sein wollte. Ich war stets freigiebig, hilfsbereit, geradezu altrustisch gesinnt. Einfach deutsch. Daß die Anderen oft sehr undeutsch agierten, erkannte ich schon früh intuitiv, dies in Worte zu fassen bemühte ich mich indes erst in meiner späteren Lebenshälfte.
Nun habe ich ein wenig weit ausgeholt, doch möchte ich dem geneigten Leser auch die Gelegenheit bieten, meine Beweggründe zu verstehen, die mich zu diesem Text führen.
Das, was sich heute „westliche Wertegemeinschaft“ nennt, ist in Wahrheit eine egoistische Ellbogengesellschaft. Die Menschen da draußen unterliegen einer Illusion der Zufriedenheit, die sich meines Erachtens nach aber nur auf eben diese in der Einleitung erwähnten Oberflächlichkeiten stützt.
Nehmen Sie sich einfach einmal die Zeit, Ihre Mitmenschen zu beobachten. Jeder von uns muß arbeiten gehen, um sich einen Lebensstandard zu erfüllen, der ein wenig mehr als das pure Überleben sichert, selbst in der (relativ) wohlhabenden brd. Da gehen die Leute mindestens einer, oft aber auch zwei Beschäftigungen nach. Damals in den 70ern war es zumindest im Westen schon so, daß sich manche Ehepaare jedes Jahr einen Kredit aufnahmen, bloß um in den Urlaub fliegen zu können, denn man mußte ja die Nachbarn beeindrucken. Und womit? Mit eben dieser Illusion. Mit der Illusion, mehr als der Andere zu haben. Und wozu? Um die eigene, innere Leere zu füllen.
Die Menschen setzen sich einem irrationalen Leistungsdruck aus, der sie krank macht, seelisch wie körperlich. Es muß immer schneller gehen, der eigene Wagen in der Garage muß nochmal 50 PS mehr als der des Nachbarn haben und der Fernseher muß nochmal 10 Zoll größer sein.
So wollte ich nie sein. Ich war Zeit meines Lebens schon immer mit weniger zufrieden, ich fühlte ganz wie selbstverständlich was ich brauchte, und das war oft nur meine Ruhe. Eine berufliche Karriere, ein Ehrenamt, eine Position in einer Firma oder Partei hat mich wahrlich nie interessiert. Mir reichte die zweite Reihe, in der ich meinen Bekannten, Freunden, Kameraden dienlich sein konnte. Ich war auch nie gut im Reden halten oder darin, andere Menschen anzuleiten, aber dessen war ich mir bewußt und so hielt ich mich von größeren Gruppen auch immer fern.
Natürlich isoliert man sich so oftmals von der sog. Gesellschaft, man kapselt sich ab oder wird gemieden, weil „der da“ nicht im großen Theaterstück mitzuspielen gedenkt. Doch das ist für mich schon immer in Ordnung gewesen. Denn eben das hat mich erfüllt, so merkwürdig das klingen mag.
Was ich mit diesem Text einfach nur versuche auszusagen – und ich bin mir sicher daß es dazu noch einiges mehr zu sagen gäbe – ist: Seien Sie sich vielleicht einmal mehr Ihrer selbst bewußt, schalten Sie gerne einen Gang zurück und lassen Sie die Menschen um sich herum gerne ihre Illusion der Wohlstandsgesellschaft glauben.
Denn wenn mir eines in meinem bisherigen Leben klargeworden ist, dann daß Güter vergänglich sind und Beziehungen zerbrechen können. Eines aber bleibt mir und Ihnen auf ewig erhalten: die Selbstachtung.
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